Wasserenthärtung: Sinn oder Unsinn?
Die Schweiz verfügt über eine hervorragende Trinkwasserqualität. In vielen Haushalten wird das Wasser für den Hausgebrauch gleichwohl enthärtet, das heisst von Kalk befreit. Doch was bringt der Einbau einer Wasserenthärtungsanlage?
Das Wasser von der örtlichen Versorgung enthält, je nach Herkunft und Bodenbeschaffenheit, mehr oder weniger Kalk. Man spricht hierbei von hartem oder weichem Wasser. Genau genommen werden verschiedenen Härtebereiche in Grad französischer Härte (°fH) gemessen und drei Härtebereiche unterschieden:
Härtebereich 1: Weiches Wasser 0° – 12 °fH
Härtebereich 2: Mittelhartes Wasser 13° – 20 °fH
Härtebereich 3: Hartes Wasser 21° – 46 °fH
Energie und Kosten sparen
Kalk ist zwar für den menschlichen Organismus von elementarer Bedeutung, allerdings nehmen wir in der Regel davon bereits genügend über unsere Nahrung auf, sodass im Trinkwasser keine grossen Mengen Kalk notwendig sind. Sanitäre Installationen und Haushaltgeräte hingegen können durch zu hohe Kalkkonzentrationen im Wasser Schaden nehmen, was Reparaturen und zusätzliche Unterhaltsarbeiten, aber auch einen erhöhten Energieverbrauch mit sich ziehen kann. Vor allem bei hartem Wasser kann eine Wasserenthärtungsanlage unter anderem dazu beitragen, den Energiebedarf von Boilern zu senken und gleichzeitig die Entkalkungsintervalle zu verlängern. Ebenfalls kann weicheres Wasser helfen, den Verbrauch von Waschmitteln zu vermindern und die Lebensdauer von Waschmaschinen sowie Geschirrspülern zu verlängern. Dies unter der Voraussetzung, dass die Installation fachmännisch ausgeführt worden ist und der Unterhalt der Anlage regelmässig erfolgt.
Wasserenthärtung durch Ionentausch
Aktuell werden auf dem Markt hauptsächlich zwei Systeme angeboten: Wasserenthärtung durch Ionentausch oder Wasserenthärtung auf physikalischem Weg. Das am häufigsten verwendete Enthärtungsverfahren ist der Ionentausch. Über eine einfache chemische Gleichgewichtsreaktion werden Calcium und Magnesiumbestandteile im Wasser durch Natrium ausgetauscht. Dabei fliesst das zu harte, kalkhaltige Wasser durch ein Austauschermaterial, das mit Natrium-Ionen angereichert ist. Die im Wasser enthaltenen Kalzium-Ionen werden am Austauschermaterial abgelagert. Gleichzeitig werden Natrium-Ionen an das Wasser abgegeben. Sobald die Aufnahmekapazität des Austauschermaterials erschöpft ist, wird es mit einer schwachen Kochsalzlösung durchgespült und so wieder mit den notwendigen Natrium-Ionen angereichert. Die abgelagerten Kalzium-Ionen werden bei diesem Vorgang automatisch mit dem Spülwasser ins Abwasser geleitet.
Physikalische Wasserenthärtung
Während sich die Fachwelt über die Wirksamkeit von Ionentauschern einig ist, scheiden sich die Geister bezüglich der physikalischen Wasserenthärtung. Die physikalische Kalksteinverhütung erfolgt auf elektronischer, permanentmagnetischer, elektromagnetischer oder galvanischer Basis. Allen Verfahrensweisen ist eigen, dass ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht bewiesen ist und der Grund der Wirksamkeit zum Teil auch von den Herstellern nicht erklärt werden kann. Der «Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches» mahnt deshalb zu grosser Vorsicht und empfiehlt, sich beim Kauf solcher Anlagen vertraglich bezüglich deren Wirksamkeit abzusichern.
Pro und contra
Unter dem Strich ist der Kauf einer Wasserenthärtungsanlage eine Güterabwägung: Auf der einen Seite stehen die Kosten für eine fertig montierte Anlage, die je nach Dimension und Ausführung unterschiedlich hoch sind. Auf der anderen Seite stehen Einsparungen beim Energieverbrauch sowie beim Unterhalt von Geräten, wie Boilern, Waschmaschinen und Geschirrspülern. Zudem zieht eine Enthärtungsanlage einen tieferen Verbrauch von Reinigungs- sowie Entkalkungsmitteln nach sich. Und zu guter Letzt geht von weichem Wasser ein Wohlfühleffekt aus, der sich beim Trinken, aber beispielsweise auch bei weicheren Kleidern, zeigt.
Und noch etwas: Die Wasserhärte hat einen Einfluss auf das Wachstum von Pflanzen, die Sie damit giessen und auf den Geschmack von Getränken, die Sie damit zubereiten. Viele Baristas sind beispielsweise der Meinung, dass ein wirklich guter Kaffee nicht aus hartem Wasser entstehen kann.
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